Sprachliches Verständnis und Ausdrucksvermögen sind berufliche Kernkompetenzen z.B. für eine erfolgreiche Teamarbeit oder zum Verständnis von Instruktionen. Die allgemeinen sprachlichen Fertigkeiten setzen sich aus den schriftsprachlichen Fertigkeiten und den Fertigkeiten in der Gebärdensprache zusammen.
Der BKT-DGS dient der Messung von Basiskompetenzen der Deutschen Gebärdensprache (DGS). Hierbei handelt es sich um die Sprachkompetenz, die ein erwachsener gehörloser Gebärdensprachbenutzer als Mindestmaß an Sprachbeherrschung/Wissen ansieht, das erforderlich ist, um als fließender DGS-Benutzer zu gelten.
Der GSK orientiert sich am Aachener Test zur Deutschen Gebärdensprache, der in den 1990er Jahren an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen entwickelt wurde (ATG). Der BKT-GS ermöglicht eine detaillierte Analyse spezifischer linguistischer Strukturen der DGS und kann sowohl bei Kindern (ab sechs Jahren) als auch bei Erwachsenen, sowohl gehörlosen als auch hörenden, angewendet werden.
Der erste Teil des Untertests kann bei Kindern bis zur Pubertät sowie bei Erwachsenen angewendet werden, während der zweite Teil ausschließlich für Erwachsene bestimmt ist. Insgesamt umfasst der GSK verschiedene Untertests, welche die expressiven, rezeptiven und expressiv-rezeptiven Sprachfähigkeiten bewerten. Im Rahmen dessen erfolgt eine fokussierte Betrachtung unterschiedlicher linguistischer Einheiten, wie beispielsweise Gebärden, Phrasen sowie Text.
Untertest 1: Spontangebärden
Die Probanden erhielten 60 Bildkarten (30 für die Kinder) mit Zeichnungen. Zunächst sollen die Probanden den Inhalt beschreiben und dann benennen. Diese Aufgabe testet die Verwendung von Grammatik und Wortstellung durch die Probanden. Wenn die Beschreibung unzureichend ist, werden die Probanden gebeten, das Bild erneut zu beschreiben. Wenn die Testperson kein Zeichen für das Bild erhält oder erneut mit der Beschreibung beginnt, wird sie aufgefordert, das Bild zu benennen.
Untertest 2: Gebärdenerkennung
Die U2 zielt auf die Erfassung der rezeptiven Fähigkeiten der DGS. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung soll die Aufnahme lexikalischer und sublexikalischer Komponenten evaluiert werden. Den Probanden werden Videos in DGS präsentiert. Die Videos beschreiben beispielsweise ein Haus detailliert. Für jedes Testitem stehen 6 Bilder zur Verfügung, die Ähnlichkeiten aufweisen und von denen das richtige ausgewählt werden muss. Die Probanden müssen auf Details achten, um beurteilen zu können, welches das adäquate Bild ist.
Untertest 3: Anweisungen verstehen
Dieser Untertest misst den rezeptiven Sprachgebrauch auf lexikalischer, morphologischer und syntaktischer Ebene. Den Probanden werden Video mit 36 Gebärdenanweisungen gezeigt: 15 für die Kinder- und 21 für die Erwachsenenversion. Die Probanden können mit der Maus die benannten Gegenstände auf dem Computerbildschirm bewegen und werden aufgefordert, die Inhalte der entsprechenden Anweisung auf dem Bildschirm umzusetzen. Die Probanden müssen zwischen der grammatikalischen und der topologischen Verwendung des Gebärdenraums unterscheiden.
Untertest 4: Gebärdentext verstehen
Die Methode des Ausagierens wurde angewandt. Jeder Text besteht aus elf oder acht (Kinderversion) DGS-Sätzen. Das Stimulusvideo wird den Probanden zweimal gezeigt. Der Unterschied zu U3 besteht darin, dass nicht alle Substantive explizit erwähnt werden. Einige von ihnen kommen als Pronomen vor. Damit die Probanden die Texte nachahmen können, müssen sie über sprachliche Kenntnisse über das Prinzip der Gleichzeitigkeit in der Gebärdensprache und die Nutzung des Raums verfügen. Wenn die Probanden über dieses Wissen verfügen, können sie die verwendeten morphologischen, lexikalischen und syntaktischen Mittel entschlüsseln.
Untertest 5: Gebärdentext verstehen
Den Probanden werden sechs (drei für die Kinder) DGS-Videos gezeigt. Im Anschluss werden die Probanden gebeten, die gebärdensprachlichen Texte produktiv wiederzugeben. Der Inhalt der Gebärdentexte umfasste Alltagssituationen, die durch unerwartete Ereignisse gekennzeichnet waren. Die unerwarteten Ereignisse wurden durch Redewendungen in der deutschen Gebärdensprache ausgedrückt, wobei die ausgewählten Redewendungen entweder eine idiomatische oder eine wörtliche Bedeutung im Kontext der Geschichte aufwiesen.
Der PPVT-R in seiner hier vorliegenden adaptierten Form ist ein Online-Test zur Ermittlung des passiven schriftsprachlichen Wortschatzes. Er soll die Menge der Wörter, deren Bedeutung bei schriftsprachlicher Darbietung bekannt ist, erfassen. Das amerikanische Original wurde von Lloyd M. Dunn und Leota M. Dunn entwickelt und 1981 veröffentlicht. Der Ursprungstest bezieht sich auf den passiven lautsprachlichen Wortschatz. Das Originalverfahren wurde für die Zielgruppe von Hörenden im Alter zwischen 2 1/2 und 40 Jahren entwickelt. Die Probanden starten, abhängig von ihrem Alter, mit verschiedenen Items im Test. Der Test wird nach sechs Fehlern aus einer Gruppe von jeweils acht Items abgebrochen. Abhängig davon, wieweit die Probanden im Test gekommen sind, wird nach einer festgelegten Formel ein Punktwert errechnet. Für nähere Informationen zum theoretischen Hintergrund des Originaltests wird auf das Original-Testhandbuch (Dunn & Dunn, 1981) verwiesen.
Aufbau und Durchführung
Der Test besteht aus 175 Items. Dabei soll die Testperson im Multiple-Choice-Format das richtige geschriebene Wort (Nomen, Verb oder Adjektiv) einem von vier Bildern zuordnen.
Der Rechtschreibtest für Gehörlose (RST-GL) wurde vom SignGes-Team entwickelt und in 2024 als Online-Version neu adaptiert. Bei dem Verfahren handelt es sich um einen Test zur Erfassung der passiven Rechtschreibkompetenzen. Passive Rechtschreibkompetenz ist in allen Berufen relevant, in denen es um kontrollierende Tätigkeiten geht. Aktive Rechtschreibkompetenz wird in allen Berufen benötigt, in denen schriftliche Texte oder Nachrichten jeder Form verfasst werden oder in denen Schrift zur Verständigung zwischen gehörlosen Menschen und Hörenden dient. Beherrschung von Rechtschreibung ist von grundlegender Bedeutung für verständliches Schreiben. Aus der passiven Rechtschreibkompetenz lässt sich auf die aktive Rechtschreibkompetenz schließen.
Bei der Entwicklung von Tests für Gehörlose müssen deren besondere sprachliche und kulturelle Sozialisation berücksichtigt werden. Aus diesem Grund wird der RST-GL verwendet.
Aufbau und Durchführung
Insgesamt beinhaltet der RST-GL 40 Items. Der Testperson wird pro Item ein Bild sowie viermal dasselbe Wort präsentiert. Allerdings ist nur eines der Wörter richtig geschrieben, welches dann im Multiple-Choice-Format identifiziert werden soll.
Der Satzbautest für Gehörlose (SBT-GL) baut auf dem Untertest „Sätze bilden“ der Testbatterie Grammatische Kompetenz (TGK) von U. Tewes & F. Thurner (1976) auf. Der modifizierte und adaptierte Online-SBT-GL überprüft die produktive Sprachkompetenz auf der Ebene einfacher Satzbaumuster. Durch die Verwendung von einfachem Wortmaterial soll isoliert die Fähigkeit zur Bildung korrekter Satzbaupläne ermittelt werden.
In einem geschriebenen Text trägt der korrekte Satzbau entscheidend zum richtigen Verständnis des Textes durch den Leser bei. Deshalb ist es wichtig, die produktive Kompetenz der Testpersonen in diesem Bereich zu testen. Kenntnis von Satzbauplänen und deren praktische Beherrschung ist besonders in den Berufen notwendig, in denen Texte frei produziert werden müssen, aber auch in solchen Berufen oder beruflichen Situationen, in denen Schrift zur Verständigung zwischen Hörenden und gehörlosen Menschen dient.
Aufbau und Durchführung
Der Test besteht insgesamt aus fünf Item. Die Testpersonen haben die Aufgabe, aus vier oder fünf dargebotenen Wörtern durch Ändern der Reihenfolge sinnvolle Sätze zu bilden. Es können sowohl Aussagesätze als auch Frage- oder Befehlssätze gebildet werden. Je nach Item können bis zu vier mögliche Sätze richtig sein. Die einzelnen Satzbausteine können per Drag & Drop in die Kästen gezogen werden.
Der Wortgrammatiktest für Gehörlose (WGT-GL) basiert auf dem Subtest A8 des ADST von Joachim Steinert zur Erfassung der produktiven Sprachkompetenz auf der Ebene der Wortgrammatik. Zur Lösung der Aufgabe ist die Fähigkeit erforderlich, syntaktische Strukturen einfacher Sätze zu verstehen und einzelne Wortformen entsprechend ihrer syntaktischen Funktion im Satz zu flektieren. In vorgegebene Sätze muss die richtig flektierte Wortform eingegeben werden. Eine Vergleichbarkeit der Antworten ist gegeben, was bei der freien Produktion ganzer Sätze nicht möglich ist. Im WGT-GL geht es ausschließlich um die richtige Flexion. Diese Kompetenz ist deshalb so wichtig, weil gerade beim Lesen Flexionsfehler in Texten zu Verständnisschwierigkeiten führen, wodurch die Textinhalte möglicherweise falsch gedeutet werden. Das Verständnis der Bedeutung von Flexion ist ein wesentlicher Bestandteil der syntaktischen Analyse von Schriftprodukten. Aktive Beherrschung der Flexion ist wichtig in allen Berufen, in denen korrekte Texte selbstständig verfasst werden müssen, aber auch in solchen Berufen oder beruflichen Situationen, in denen Schrift zur Verständigung zwischen hörenden und gehörlosen Menschen dient.
Aufbau und Durchführung
Im WGT-GL werden den Probanden 15 Sätze dargeboten, in denen jeweils ein oder mehrere (bis zu drei) Wörter eingeklammert sind. Die Wörter in Klammern sind in ihrer Grundform angegeben und sollen von den Testpersonen in die korrekte grammatikalische Form gebracht (flektiert) werden. Der Test besteht aus 15 Items (je ein Satz) und insgesamt 32 zu flektierenden Wörtern (Possessiv [z.B. mein], Relativ- [...,der] und Indefinitpronomen [kein], Adjektive [frisch], Artikel [der] und Modalverben [dürfen]/Verben [leihen]). Tempus und Modus sind nicht vorgeschrieben: statt Indikativ kann Konjunktiv eingesetzt werden, statt Präsens Imperfekt.
Der Anweisungsverständnistest für Gehörlose (AVT-GL) lehnt sich an den Teil 4 „Instruktionsverständnis (IV)“ des Diagnostischen Tests Deutsch von Nauck & Otte (1980) an. Mit diesem Verfahren soll die Fähigkeit überprüft werden, schriftliche Anweisungen von unterschiedlicher syntaktischer Komplexität zu verstehen und zu befolgen. Es geht also um rezeptive Sprachkompetenz auf der Ebene des Einzelsatzes und hier vor allem um Kenntnis von Funktionswörtern und syntaktischen Strukturen. Das Verstehen schriftlicher Anweisungen ist vor allem bei gehörlosen Menschen von direkter beruflicher Relevanz, da schriftliche Instruktionen auf den verschiedensten Komplexitätsniveaus (von der einfachen Zettelnotiz als Ersatz mündlicher Kommunikationsmöglichkeiten bis zum Bedienungshandbuch) in vielen Bereichen zum beruflichen Alltag gehören.
Aufbau und Durchführung
Der Test besteht aus 30 Items. In jedem Item wird den Testpersonen eine Anweisung dargeboten, die aus einem oder zwei Sätzen besteht. Unter der Anweisung sieht die Testperson Dreiecke, Vierecke oder Kreise, die sie entsprechend den Anweisungen mit der Computermaus verschieben oder anklicken soll. Ein weißes Feld dient bei einigen Anweisungen als Zielpunkt, in den Figuren verschoben werden sollen. Der Wortschatz ist bewusst einfach gehalten und die wichtigsten Inhaltswörter werden in der Anleitung erklärt. Dagegen sind die syntaktischen Formen, die zum Verständnis der Anweisungen unerlässlich sind, vielfältig und von unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad.
Der Lesesinnverständnistest für Gehörlose (LSV-GL) wurde zur Erfassung der rezeptiven Sprachkompetenz auf der Ebene des Gesamttextes entwickelt. Dabei stand vor allem die Kenntnis textkohärenzstiftender Strukturen sowie das Erschließen von Zusammenhängen im Vordergrund. Das Verstehen größerer Textzusammenhänge ist in allen Berufen relevant, in denen selbstständig neues Wissen aus schriftlichem Material gewonnen werden muss, sowie grundsätzlich im Bereich Aus- und Weiterbildung.
In Vortests mit bereits vorhandenen Lesetests für hörende Personen stellte sich heraus, dass die dargebotenen Texte für die Zielgruppe der erwachsenen gehörlosen Menschen aus verschiedenen Gründen nicht brauchbar waren. Viele der Texte basierten auf historischen Ereignissen oder Fabeln und hatten somit einen altertümlichen Wortschatz, der das Verständnis der Texte für die gehörlosen Menschen stark erschwerte. Einfachere Texte waren oft zu kindgerecht gestaltet; für jugendliche oder erwachsene Personen waren sie aufgrund des Inhalts nicht geeignet. Bei der Auswahl geeigneter Texte spielten auch kulturelle Aspekte eine wichtige Rolle. Texte, in denen auf Musik oder sonstige typische kulturelle Ereignisse der Hörenden-Kultur referiert wird, wurden von vorneherein nicht in die engere Auswahl genommen. Ein letztes wichtiges Kriterium war das Wissen, das zur Beantwortung der zum Text gehörigen Fragen nötig ist. Wenn in den Fragen Weltwissen oder Wissen von außerhalb des Texts abgefragt wurde, konnten die entsprechenden Texte nicht herangezogen werden, weil es darum geht, das inhaltliche Verständnis der Texte abzufragen. Da kein Test gefunden werden konnte, der allen Kriterien entsprach, wurde ein neuer Test entwickelt, der auf unterschiedliche, als geeignet angesehene Texte aus verschiedenen Tests zurückgreift.
Aufbau und Durchführung
Der Test besteht aus insgesamt sieben Texten und einem Übungsitem. Die Texte unterscheiden sich in ihrer Länge und in ihrem Schwierigkeitsgrad. Am Anfang sind die Texte kurz, zum Ende hin werden sie immer länger. Zu jedem Text müssen im Multiple-Choice-Verfahren zwischen zwei und sieben Fragen beantwortet werden, die das Verständnis der Texte prüfen. Es stehen jeweils vier oder fünf Antwortmöglichkeiten zur Verfügung. Insgesamt hat der Test 24 Items. Jedes Item besteht aus einem Text und einer dazugehörigen Frage. Jeder Text ist in einer anderen Farbe unterlegt, so dass die Testpersonen auf den Wechsel des Textes, auf den sich die Fragen beziehen, aufmerksam gemacht werden. Der Proband kann in einem ersten Durchgang einzelne Items überspringen, die fehlenden Antworten müssen aber in einem zweiten Durchgang beantwortet werden. Es sind keine Auslassungen zulässig, damit nicht die Probanden, die Items auslassen, gegenüber denen, die durch Raten vielleicht die richtige Antwort anklicken, benachteiligt werden.